125 Jahre Logistikexpertise

49 1947 – 1973 Der Milchtransport erfolgt zunächst wieder mit einfachsten Mitteln, wo nötig auch mit Schlitten oder Handkarren. Hier: um 1930. Heimat der Pfennings, Viernheim, im Krieg nicht zerstört wird, fehlt in den umliegenden Städten Wohnraum, und die Infrastruktur ist stark in Mitleidenschaft gezogen. Der notdürftige Betrieb, den insbesondere Elisabeth Pfenning und ihr Vater während des Krieges aufrechterhalten haben, bleibt so eine Aufgabe, die viel Improvisation und vor allem harte Arbeit verlangt. Neben den praktischen Fragen des Transports ist auch die wirtschaftliche Lage unübersichtlich: Die Reichsmark hat ihren Wert fast vollständig verloren, und wer wertvolle Güter des täglichen Bedarfs wie zum Beispiel Milch hat, kann damit auf dem Schwarzmarkt deutlich lukrativere Geschäfte machen als im offiziellen Handel. Auch bei den Bauern gibt es, trotz strenger Kontrollen, einige Bemühungen, die tatsächliche Milchmenge zu verschleiern, um mit Überschüssen Tauschgeschäfte tätigen zu können. Die Lage bessert sich erst mit der Währungsreform im Juni 1948, als in den westlichen Besatzungszonen die DMark eingeführt wird. Mit der neuen Währung wird das Wirtschaftsleben neu aufgestellt und beginnt nun aufzublühen – und mancherorts stellt sich der wundersame Effekt ein, dass Bauern auf einmal offiziell bis zu 20 % höhere Milcherträge pro Kuh vermelden, die sie nun für D-Mark an die Milchzentralen abgeben. Dass Johann Pfenning in diesen Jahren in den Betrieb mit einsteigt, ist in mehrfacher Hinsicht ein Glücksfall. Denn der ausgebildete Mechaniker, der vor dem Krieg lange in den Daimler-Benz-Werken in Mannheim gearbeitet hat, bringt nicht nur das handwerkliche Know-how mit, um die wenigen verfügbaren Fahrzeuge am Laufen zu halten. Er ist auch ein ruhiger Charakter und aufmerksamer Beobachter. „Seine Stärke war, dass er mit jedem vernünftig geredet und tatsächlich zugehört hat“, erinnert sich sein Sohn Karl-Martin Pfenning an ihn. Dieses Einfühlungsvermögen und eine gewisse Gelassenheit erweisen ihm nun gute Dienste, um zwischen den Zivilbehörden, Besatzungstruppen, Milchbauern und der Milchzentrale zu vermitteln. Pfenning gelingt es so, einen geregelten Milchsammelbetrieb einzurichten, die Milchzentrale in Mannheim zuverlässig zu beliefern und die Versorgung in Viernheim und der ganzen Region abzusichern – denn er bringt nicht nur die Milch nach Mannheim, er transportiert auch eine ganze Palette von Molkereiprodukten nach Viernheim zurück.

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