90 Jahre Logistik

90 JAHRE LOGISTIK. AUS GESCHICHTE ZUKUNFT MACHEN

Wenn die Schlaglichter Ihr Interesse geweckt haben, können Sie einen Überblick über die wichtigsten Meilensteine in 90 Jahren pfenning auch online finden. Herausgeber pfenning logistics group Benzstraße 1, 68542 Heddesheim Projektleitung Yeliz Kavak-Küstner Leiterin MarCom & Corporate Branding Recherchen und Text Hannes Elstermann, H&C Stader GmbH www.hcstader.de Gestaltung Silke Vogel, EL VOGEL DESIGN www.el-vogel.de Bildnachweis © Henning Kreft © pfenning Archiv © Alexander Grüber © Krüger Consult © Laurenz Weipert Impressum

3 Vorwort wer heute bei pfenning logistics arbeitet, schaut meist in Richtung Zukunft. Egal, ob es um eine einzelne Lieferfahrt oder die Planung eines neuen Lagerstandorts geht: Fast immer geht der Blick nach vorn, zu den drängenden Themen, Fristen oder Chancen von morgen. Im hektischen Alltag bleibt selten Zeit, sich einmal umzudrehen und auf die Vergangenheit zu besinnen. Doch ab und zu lohnt es, sich die Zeit für diesen Blick zurück zu nehmen. Immerhin ist sonst nur schwer zu verstehen, wieso ein kleines Lebensmittelgeschäft in Viernheim für die Entwicklung von pfenning genauso bedeutsam ist wie ein gigantischer multicube. Oder wie inmitten einer hitzigen politischen Debatte auf einmal ein Hund zum Wahlkampfhelfer wird. Es gibt viele solche Anekdoten, die einem im Rückblick ein Schmunzeln abringen oder eine alte Erinnerung wecken. Zum 90-jährigen Bestehen des Unternehmens wollten wir uns deshalb auf eine Spurensuche machen, die der Frage nachgeht, was pfenning logistics im Kern ausmacht. Wie übersteht das Unternehmen viele Jahrzehnte, zahllose Krisen und Umbrüche? Und wie wird es dabei schließlich zu einer vielfältigen Unternehmensgruppe mit über 6.900 Mitarbeiter:innen? Wir laden Sie ein, uns auf den nächsten Seiten auf einem kleinen Rückblick zu begleiten, der diesen Fragen nachgeht. Mit drei historischen Schlaglichtern blicken wir auf einige wichtige Ausschnitte aus der langen pfenningGeschichte und heben Momente hervor, die das Unternehmen besonders geprägt haben. Und die deutlich machen, dass hinter dem Erfolg der pfenning-Gruppe kein Zufall steckt, sondern tief verwurzelte Werte, die das Unternehmen im Kern zusammenhalten. Ihre Familie Pfenning wünscht Ihnen viel Spaß beim Lesen! Liebe Kolleg:innen, liebe Leser:innen, Jubiläumsbeilage 2022

4 Jeden Tag zuverlässig – Die Anfänge von pfenning im Milchhandel Meine Mutter war eine unheimlich fleißige Frau. Und sie hatte nicht nur das Geschäftsleben, sondern auch ihre Familie immer im Mittelpunkt gehabt. Karl-Martin Pfenning Elisabeth Pfenning, geb. Faber, mit ihrem Mann Johann Pfenning Ein typisches Bild aus den frühen Jahren von pfenning: beladene Milchtransporter

5 Es ist stockfinster in Viernheim, die Luft klirrt vor Kälte und die meisten Fensterläden sind an diesem frühen Morgen in den 1930er Jahren noch verschlossen. Doch ein Geräusch hallt durch die Straßen, das viele Jahrzehnte lang der prägende Sound des Unternehmens sein wird, das heute pfenning logistics heißt: das Klappern von Milchkannen. Auf der Ladefläche eines Planen-LKWs stehen Kannen, aufgereiht in großen Kästen. Daneben noch allerlei andere Milchprodukte: Joghurt, Käse, Butter – so ziemlich alles, was aus Milch produziert werden kann. Die Ware kommt frisch aus der Milchzentrale Mannheim und muss an diesem Tag wie immer an die kleinen Tante-Emma-Läden in Viernheim und Umgebung verteilt werden. Und am Steuer des kleinen LKWs, der diese Tour in Viernheim übernimmt, sitzt eine junge Frau: Elisabeth Pfenning, geborene Faber. Für lange Zeit ist jeder, der in Viernheim und Umgebung einen Schluck Milch trinkt, mehr oder weniger direkt Kunde von Elisabeth Faber und ihrer Familie. Ihr Vater Martin begründet den Molkereiproduktehandel und die Milchtransporte schon in den 1920er Jahren. Mit seinen Wagen zieht er über die Dörfer und sammelt frische Milch von den Bauernhöfen ein, bringt sie nach Mannheim in die Milchzentrale und verteilt die Produkte an Abnehmer in der ganzen Region. All das passiert unter einfachen Bedingungen: Statt mit modernen Milchtankwagen läuft der Transport damals mit schweren Milchkannen ab. Diese werden, wenn es Wartungsarbeiten, Witterung oder Straßenverhältnisse erforderlich machen, auch noch mit Pferdefuhrwerken oder sogar per Hundeschlitten transportiert. 365 Tage im Jahr, bei Wind und Wetter wird die Milch gefahren: Schon Faber ist „part of your process“ für die Milchwirtschaft der Region. Die Fahrzeuge werden moderner, die Aufgabe bleibt: ein pfenning-Milchtankwagen in Viernheim

6 Eine Bewährungsprobe in dunklen Zeiten Es ist ein mühsames Geschäft, das vor allem männlich dominiert ist. Doch Elisabeth Faber ist, als einzige der fünf Faber-Töchter, voll im väterlichen Betrieb dabei. Schon als Kind fährt sie mit – und setzt sich später gegen viele Widerstände durch, um Teil des Unternehmens zu sein: Ihr Sohn, Karl-Martin Pfenning, erinnert sich: Meine Mutter war total verwurzelt mit dem Unternehmen. Sie hat dann sogar den LKW-Führerschein gemacht – da war sie stolz bis am Schluss ihres Lebens. Echte Handarbeit: LKW-Wartung in der pfenning-Werkstatt Sie ist die erste Frau in Viernheim, die einen LKW-Führerschein besitzt, und übernimmt ab 1932 gemeinsam mit ihrem späteren Mann Johann Pfenning das Hauptgeschäft der Milchtransporte – die eigentliche Geburtsstunde des späteren Transportunternehmens. Das Milchgeschäft ist prägend für das Familienunternehmen. Elisabeth Pfenning fährt nach der Geburt ihrer Kinder zwar nicht mehr selbst Milch mit dem LKW, betreibt aber für viele Jahre ein kleines Lebensmittelgeschäft mit Milchtheke in Viernheim. Das wichtige Geschäft bringt aber auch große Verantwortung mit sich, der pfenning immer wieder gerecht werden muss. Als Johann Pfenning nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrt, hat der Familienbetrieb nur noch ein einziges fahrtüchtiges Fahrzeug – aufgrund des Benzinmangels der Kriegsjahre mit Holzvergaser. Trotzdem macht sich Pfenning an die Arbeit, das Milchsammelgeschäft wieder neu aufzubauen. Dank seines Einsatzes bricht selbst in den schwierigen Nachkriegsjahren der Milchtransport nicht ab – und die Versorgung der Rhein-Neckar-Region mit Milchprodukten kann aufrechterhalten werden.

7 Johann Pfenning ist auch im hohen Alter noch im Unternehmen präsent Langsamer Abschied: Ein Milchtransport-Anhänger in der pfenning-Garage Die Verdienste von Johann Pfenning für die Versorgung der Bevölkerung bleiben im Gedächtnis. Zu Johann Pfennings 70. Geburtstag schlägt die Milchzentrale ihn sogar für ein Bundesverdienstkreuz vor. Doch für den immer ruhigen, zurückhaltenden Pfenning geht es nicht um Anerkennung. Stattdessen baut er das Unternehmen, das seit den Nachkriegsjahren auch seinen Namen trägt, planvoll aus. Aus dem Milchhändler wird Schritt für Schritt ein Transportunternehmen. Die enge Verwurzelung mit dem Milchgeschäft wirkt noch lange nach. So erinnert sich Sohn Karl-Martin Pfenning, der ab 1975 das Unternehmen leitet, an den langsamen Abschied vom Milchtransport: Ich habe damals dann meinem Vater und den verbleibenden Mitarbeitern, die die Milchsammeltransporte gemacht haben, versprochen, dass der letzte Milchsammeltransport-LKW auch erst stillgelegt wird, wenn der letzte Mitarbeiter in Rente gegangen ist. Und das haben wir genau so gemacht. 1996 fährt der letzte pfenning-Milchtransport. Geblieben ist aber ein Erbe von unbedingter Zuverlässigkeit – egal, ob Wind oder Wetter oder zur Not auch mit dem Pferdefuhrwerk: pfenning kennt die Erfordernisse seiner Kunden und ist da, wo es gebraucht wird.

8 Immer in Bewegung – Von LOG SPED bis zum multicube rhein-neckar Das ist von der Kreisklasse in die Champions League, der Weg, das kann man schon so bezeichnen. Norbert Hofmann, Landrat und Bürgermeister a. D. von Viernheim Eine Revolution stellt sich vor: Die LOG SPED-Kooperation tritt an, um die Logistikbranche aufzumischen Karl-Martin Pfenning, mit 20 Jahren auf dem Werksgelände

9 Doch für den jungen Karl-Martin ist das nur der Auftakt. Er hat große Pläne: Als ich in die Firma kam, habe ich zu meinem Cousin Werner Neuhäuser gesagt: Wir strengen uns jetzt an und irgendwann haben wir hundert LKWs, erinnert er sich mit einem Schmunzeln. Die Zahl ist bald überholt – heute hat pfenning über 800 Fahrzeuge im Fuhrpark. Das, was er sich in den Kopf gesetzt hat, hat er auch durchgebracht. Karl-Martin Pfenning in seinen Anfangsjahren So knapp beschreibt Gitta Lantz, die über 33 Jahre lang die Buchhaltung von pfenning geleitet hat, ihren langjährigen Chef, Karl-Martin Pfenning. Lantz pflegt in bester pfenning-Manier ein gewisses Understatement. Eigentlich könnte sie einiges mehr erzählen. Denn sie ist mit dabei, als pfenning wirklich Fahrt aufnimmt: Als sie 1972 ins Unternehmen eintritt, ist das Verwaltungsbüro noch ein Raum hinter dem kleinen Lebensmittelhandel von Elisabeth Pfenning in der Lorscher Straße in Viernheim. 50 Jahre später sitzt die pfenning-Verwaltung in einem modernen Glasbau neben dem gewaltigen multicube rhein-neckar in Heddesheim. Und Karl-Martin Pfenning hat sich einiges in den Kopf gesetzt, damit es so weit kommen konnte. Dabei ist das väterliche Unternehmen, in das Karl-Martin Pfenning 1975 eintritt, eigentlich schon gut aufgestellt. Die Milchtransporte sorgen für ein sicheres Auskommen und nach und nach werden die LKWs nach den frühmorgendlichen Fahrten auch mit anderen Transporten ausgelastet; vor allem Baustofflieferungen sorgen für ein weiteres Standbein. Ein Blick auf das Viernheimer Betriebsgelände am Ende der 1970er Jahre

10 Ganz einfach ist der Weg dahin nicht. Schritt für Schritt erweitert Pfenning seinen Aktionsradius mit neuen Konzessionen – Genehmigungen für Fahrten in einen größeren Umkreis – macht Pfenning den Schritt in den Güterfernverkehr; neue Lagerflächen und Terminals werden aufgebaut. Doch für „KMP“ ist klar, dass er nur mit althergebrachten Methoden unweigerlich an Grenzen stoßen wird. Die Logistikbranche der 1980er ist zersplittert, viele kleine Unternehmen konkurrieren ohne echten Gestaltungsspielraum auf einem unübersichtlichen Markt mit den wenigen großen Playern. Pfenning glaubt, einen anderen Weg gehen zu können: Mit einer Kooperation gleichgesinnter kleinerer Logistikunternehmen möchte er seine Ideen für die Zukunft der Logistikbranche voranbringen: die LOG SPED entsteht. Uwe Nitzinger, der seit 1982 als Geschäftsführer für pfenning arbeitet, erläutert das Prinzip: Das war ja die Idee: den Großen Paroli zu bieten, an Aufträge zu kommen, die keiner in der LOG SPED als Einzelunternehmen bekommen hätte, weil er einfach unter dem Radar war. Zwischen Innovation und Stagnation Geschäftsführer Uwe Nitzinger Das Wachstum bringt LOG SPED und pfenning immer dorthin, wo die Kunden Unterstützung brauchen, etwa bis nach Hamburg … Für Karl-Martin Pfenning geht es also um mehr als nur eine lose Kooperation. 1990 führt er LOG SPED als Fusion mehrerer gleichberechtigter Partner zusammen. Es gibt ein einheitliches Logo, einen gemeinsamen Auftritt am Markt. Aber auch neue Ideen für die Branche, wie das „5-Sterne-Warenhotel“ werden nun realisierbar: ein mit moderner EDV vernetztes Angebot für Distribution und Lagerhaltung, das sich nicht als Bestandslager, sondern als vollständiges Dienstleistungspaket für die Kunden versteht – von der Lagerhaltung über die Qualitätsprüfung bis hin zu Logistik- und Transportberatung. Definierte Leistungs- und Qualitätsstandards für den gesamten Verbund und hochmoderne, flexible Angebote wie der LOG SPED-Standard setzen schnell neue Maßstäbe. Im Verbund werden auch ganz neue Auftragsdimensionen möglich: Als REWE nach der Wiedervereinigung 1990 über 500 ehemalige Konsum-Läden in Ostdeutschland übernimmt, können LOG SPED-Mitglieder direkt einsteigen und die Belieferung der Läden sicherstellen. Mit den schnellen Erfolgen kommen aber auch neue Herausforderungen. Einige Kooperationspartner steigen aus der LOG SPED aus, während den neuen Geldgebern der Bezug zur Bran-

11 che fehlt. Für Karl-Martin Pfenning wird aus dem Innovationstreiber LOG SPED eine zunehmend frustrierende Sackgasse. Marie-Elizabeth Benois, Pfennings Ehefrau und damals gerade neu im Unternehmen, erinnert sich an diese komplizierte Phase: Er war wirklich fast jede Woche in Frankfurt auf irgendeiner Sitzung, wo er gesagt hat: ‚Moment, damit kann Die ersten Schritte dieser Zeit führen erst einmal in eine unerwartete Richtung: Nach dem Ende der LOG SPED kommt Pfenning nach Osteuropa. Wir sind auf Kundenwunsch mitgegangen, erinnert sich Karl-Martin Pfenning. Das war ja unsere Geschäftspolitik, dass wir immer gesagt haben, wir sind nah am Kunden, sind der Kümmerer. … oder sogar bis ins Ausland, hier 1996 nach Budapest ich nichts anfangen. Damit können wir nicht wachsen.' Für den Gestalter Pfenning eine unerträgliche Situation. Nach und nach reift der Entschluss auszusteigen. Und dann geht es ganz schnell: Zum 30. April 1996 endet das Kapitel LOG SPED für pfenning. Für Karl-Martin Pfenning, der viel Energie und große Teile seines Unternehmens in die LOG SPED eingebracht hatte, ist es ein erzwungener Neuanfang. Neue Fahrzeuge, Fahrer und Lager müssen angeschafft werden, selbst das angestammte Firmengelände in Viernheim muss erst wieder zurückgekauft werden. Doch die Erfahrungen aus der LOG SPED-Zeit erweisen sich als unschätzbar: Unternehmen und Eigentümer Pfenning haben ihre Innovationskraft bewiesen und ein ganz neues Selbstbewusstsein gewonnen. Nach einer Neuorientierung geht der Weg für die „neue“ Pfenning GmbH deshalb auch wieder vorwärts. Es ist diese Kundennähe, die den Neustart nach dem Ende der LOG SPED überhaupt erst möglich macht. Der erste Auftrag geht an Karl-Martin Pfenning und baut auf das persönliche Vertrauen sowie in seinen Namen und sein gegebenes Wort. Pfenning und seine Frau zahlen es mit vollem Einsatz zurück und ziehen für einige Monate nach Budapest, um dort das neue Geschäft aufzubauen; später expandiert pfenning in Osteuropa sogar nach Rumänien.

12 Budapest 1996 Marie-Elizabeth Benois blickt trotz der Anstrengungen gerne auf diese Phase zurück: Ich war neugierig und wissbegierig, also habe ich viel lernen können in dieser wirklich spannenden Zeit. Marie-Elizabeth Benois

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14 70er 80er 90er 90er Karl-Martin Pfenning erkennt früh den Wert einer starken Marke. Unter seiner Führung wird das pfenning-Logo zu einem vertrauten Anblick – auch dank engagierter Werbemaßnahmen

15 90er 2000er Karl-Martin Pfenning nach Feierabend mit Kollegen Doch zuhause in Deutschland bietet sich mittlerweile die Chance, große Teile des alten pfenning-Geschäfts wieder zu übernehmen. Den Anfang macht im November 1996 die Pfenning Kontrakt- und Handelslogistik, im März 1997 folgt der Rückkauf der Pfenning Spedition – bis heute zwei tragende Säulen der Unternehmensgruppe. Entscheidend für den Wiederbeginn sind aber nicht nur Kaufverträge, sondern vor allem die Menschen: Viele ehemalige Mitarbeiter der LOG SPED aus ganz Deutschland freuen sich, zu pfenning zurückzukehren. Harald Schmidt, der als Niederlassungsleiter in Berlin in diesen Jahren eng mit Karl-Martin Pfenning zusammenarbeitet, erklärt diese Loyalität mit der besonderen Persönlichkeit seines Chefs: Der war immer ein Kollege. Nicht von oben herab. Er hat einen gleichberechtigt behandelt, erinnert Harald Schmidt sich. Mit ihm konnte man immer auch noch ein Bier trinken. So beginnt nach der Rückkehr in die Heimat ein ungeahntes Wachstum: nachdem Karl-Martin Pfenning die Teile seines alten Unternehmens wieder zusammengebracht hat, expandiert pfenning und erschließt immer neue Standorte, um immer direkt vor Ort für seine Kunden präsent zu sein. So prangt das pfenningLogo schließlich auf Lagern und Lastwagen überall von Bremen bis nach Budapest und Rumänien. Ein Standortwechsel dieser Jahre aber hat, obwohl er nur wenige Kilometer Luftlinie überwindet, eine besondere Tragweite: 2012 verlässt pfenning das angestammte Viernheim und zieht nach Heddesheim. Der neue multicube rhein-neckar ist nicht einfach nur neues Logistikzentrum und Firmensitz, sondern ein Sinnbild: Nicht einmal 20 Jahre nach dem Ende von LOG SPED kann pfenning aus eigener Kraft eine bahnbrechende Innovation in dieser Größenordnung auf den Weg bringen.

16 Kurs halten: Der multicube und ein Umzug mit Widerständen Wie bei Asterix, beim ‚Großen Graben‘, so war das hier im Ort. Das ging durch die Familien, durch die Sportvereine. Uwe Nitzinger zu den Auseinandersetzungen um den geplanten Neubau in Heddesheim Geschäftsführer Uwe Nitzinger Der Bau des ersten multicube rhein-neckar wird zur echten Bewährungsprobe für pfenning …

17 Rana Matthias Nag ist eigentlich ein Zahlenmensch. Der heutige Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsführung der pfenning-Gruppe kommt aus der Bankenwelt und ist im Jahr 2000 als Controller zu pfenning gekommen. Im Gespräch merkt man aber schnell, dass landläufige Banker-Klischees auf ihn nicht zutreffen: Nag ist zugewandt, offen, streut gerne mal einen Scherz ein. „Verdächtig“ ist aber allemal kein Adjektiv, das einem dabei in den Sinn kommen würde. Umso erstaunlicher ist das Misstrauen, das ihm entgegenschlägt, als er sich eines Tages in einer Heddesheimer Gemeindeversammlung hinsetzt. Sie sind von pfenning, wird er auf einmal angesprochen. Ich beobachte Sie ganz genau! Nag ist nicht undercover in Heddesheim – sein Firmenwagen auf dem Parkplatz identifiziert ihn. Aber die Emotionen kochen in diesen Tagen teilweise hoch und einige Bürger sehen in dem Viernheimer Logistiker einen Fremdkörper. Denn das Thema der Versammlung ist die Ansiedlung der neuen pfenning-Zentrale im baden-württembergischen Heddesheim. Dass das Projekt Widerstände provoziert, ist für pfenning keine Überraschung. Zu groß, zu ambitioniert ist die Planung, um nicht auch Skeptiker auf den Plan zu rufen. 200.000 m² Grundstücksfläche, 107.000 m² Lagerfläche, 110 LKW-Verladetore und das entsprechende Verkehrsaufkommen – das Mega-Vorhaben setzt von Anfang an Ausrufezeichen. Dabei soll es zunächst eigentlich gar nicht nach Heddesheim gehen. Ursprünglich sucht Karl-Martin Pfenning im angestammten Viernheim nach einem neuen Gelände für das längst unwirtschaftlich gewordene, zersplitterte Lager-Netzwerk von pfenning. Doch die Gemeinde hat nur ein Grundstück im Angebot, in dessen Mitte sich ein Bauernhof befindet – eine alles andere als perfekte Lösung. Ich glaube, dort hätten auch noch Generationen nach mir an diesem Thema geknabbert, erinnert sich Karl-Martin Pfenning mit einem Schmunzeln. Und das wollte ich meinen Enkeln und Urenkeln dann doch nicht antun. Rana Matthias Nag … doch die Erfahrungen aus dem ersten Bau machen sich bei späteren Expansionen bezahlt

18 Wir mussten ja immer den Betrieb aufrechterhalten. Das heißt, wir mussten Ausgänge im Lager bewerkstelligen an den alten Standorten. Aber gleichzeitig auch Ware hier schon haben. Und das war extrem schwierig und mit hohen Kosten verbunden. Eine neue Heimat Die Lage spitzt sich weiter zu, als kurz nach Fertigstellung einer der wichtigsten Kunden für das neue Lager auf einen Schlag wegbricht. Die wirtschaftliche Situation ist angespannt – doch pfenning kann sich in dieser Zeit auf wichtige Partner verlassen. Unsere Hausbanken standen zu jeder Zeit hinter uns, erinnert sich Karl-Martin Pfenning. Und dann haben wir im Vertrieb ordentlich Gas gegeben, um den Verlust zu kompensieren. Wir konnten das Ganze dann mehr oder weniger schnell ordnen. Stattdessen geht der Blick über die Landesgrenze nach Heddesheim. Hier gibt es zwar passenden Baugrund, aber eben auch viele kritische Stimmen in der Bevölkerung. Und so bekommt Geschäftsführer Uwe Nitzinger auf einmal eine neue Aufgabe: Chef-Wahlkämpfer für die Sache von pfenning. Wir wurden schon massiv angefeindet. Ich hatte auch zwei kräftige Jungs immer dabei - das waren unsere Hausmeister. Und wir wurden in den Wahlkämpfen immer richtig angegangen. Nitzinger verfällt auf einen Strategiewechsel: Statt kräftigen Sicherheitsleuten bringt er kurzerhand seine Marketingchefin, ihre zehnjährige Tochter und seinen eigenen großen, weißen Pyrenäenberghund mit – und hat auf einmal deutlich mehr Familien und Kinder am Infostand zu Besuch. Vor allem ist es aber die beharrliche, sachliche Informationskampagne, die nach und nach eine Mehrheit der Heddesheimer Bürger:innen von dem Neubau-Vorhaben überzeugen kann. Immerhin ist das multicube-Konzept nicht nur wirtschaftlich für die Gemeinde interessant, pfenning beweist als Familienunternehmen auch Sinn für Nachhaltigkeit: Weitläufige Grünflächen um das Gelände herum, eine innovative, chemiefreie Klimatisierung und vor allem Europas größte kristalline Aufdach-Solaranlage mit 33.000 Modulen zeigen die Zukunftsorientierung des Unternehmens. Im Herbst 2009 spricht sich die Bevölkerung in einer Abstimmung schließlich knapp für das Vorhaben aus – mittlerweile ist der 2012 fertiggestellte multicube rhein-neckar aus Heddesheim nicht mehr wegzudenken, viele Bedenken haben sich längst in Wohlgefallen aufgelöst. Die Geduld, mit der pfenning das Projekt auf die Beine stellt, wird aber noch einmal mehr auf die Probe gestellt. Denn der Umzug bringt einige Herausforderungen mit sich, wie Karl-Martin Pfenning erläutert: Für Rana Matthias Nag jedenfalls haben sich die schlaflosen Nächte und Mühen gelohnt: Wir werden natürlich durch diesen Umzug national und auch über Grenzen hinweg als ein ganz anderer Logistiker wahrgenommen, erklärt er im Rückblick. Ich denke, mittlerweile sind wir einer der Top-Logistiker in Deutschland und das haben wir mit dem Schritt nach Heddesheim als Fundament losgetreten.

19 Diese Entwicklung ist kein Zufall. Der Rückblick auf die Geschichte macht klar, dass hinter den großen Erfolgen der letzten Jahre eine lange Tradition steht. Das Erbe dieser Erfahrung sind die Werte, die das Unternehmen prägen: Zuverlässigkeit, Mut zur Innovation und, wo nötig, auch eine gehörige Portion Beharrlichkeit sind für pfenning immer schon prägend – auch als das Unternehmen nur aus einem offenen LKW voller Milchkannen besteht. Nicht zuletzt dank der Familie Pfenning, die bis heute an der Spitze des Unternehmens agiert, werden diese Werte nicht als Relikt der Vergangenheit verstanden, sondern als integraler Teil der pfenning-Identität. Die Geschichte von pfenning ist also noch längst nicht am Ende angelangt. Bis zum 100-jährigen Jubiläum erwartet pfenning ein Jahrzehnt inmitten einer komplexen Weltlage, die sich rapide verändert. Wohin der Weg weiterführen wird, lässt sich so nur schwer vorhersagen. Doch gerade deshalb macht der Blick in die Vergangenheit klar: Egal, was die Zukunft bringt, die pfenningGruppe steht bereit, ein Teil davon zu sein. Vom Milchtransporter zum Top-Logistiker – der Weg von pfenning hat über 90 Jahre einige unerwartete Wendungen genommen. Und er geht immer weiter: Noch während in Heddesheim 2012 die Bagger für den multicube rollen, ist das Unternehmen inmitten einer Weiterentwicklung, die das letzte Jahrzehnt zu einer der dynamischsten Phasen in der mittlerweile langen pfenning-Geschichte machen. Neue Strukturen machen in den letzten Jahren immer besser sichtbar, was in pfenning steckt: Vorher getrennte Geschäftsbereiche arbeiten zunehmend besser verzahnt. Mit dem Claim „part of your process“ wird deutlich, dass im Unternehmen ganz unterschiedliche Bereiche ineinandergreifen, um entlang der gesamten Lieferkette als Dienstleister verfügbar zu sein: Full Service für die Kunden, egal, ob es um die Planung eines Lagerbaus oder einen kurzfristigen Bedarf bei Personaldienstleistungen geht. Und wo noch Expertise fehlt, ist pfenning schlagkräftig genug, um kurzerhand nachzurüsten. Allein in den letzten drei Jahren werden vier Unternehmen übernommen, die neue Stärken und Erfahrungen mit in die Gruppe einbringen. Der sichtbarste Teil des Wachstums ist aber vermutlich die räumliche Expansion. Nur sechs Jahre nach dem ersten multicube wird 2018 in Monsheim der multicube rheinhessen eröffnet – natürlich nach modernsten Klima- und Energiestandards gebaut. Und die nächsten multicubes sind schon längst in Planung: Seit 2020 plant die pfenning-Gruppe mit einem Flächenwachstum von insgesamt 60%. Während in Bad Hersfeld und Mecklar die Bauarbeiten in vollem Gange sind, erfolgt in den nächsten Monaten der Spatenstich für das erste Logistikzentrum in Frankreich, dem künftigen multicube alsace. Nachwort Eine Geschichte ohne Ende Blick in die Zukunft: pfenning denkt langfristig. Beim Neubau des nächsten multicube osthessen wird eine Zeitkapsel als Botschaft an zukünftige Generationen platziert

pfenning logistics group · Benzstraße 1 · 68542 Heddesheim Tel.: +49 (0)6203 9545-0 · info@pfenning-logistics.com www.pfenning-logistics.com · www.multicube.org · www.lkw-logenplatz.de … mit einem kleinen Familienbetrieb und vielen Milchkannen. Seitdem hat sich einiges verändert: Die Milchkannen sind verschwunden und aus einer Handvoll Fahrer sind inzwischen über 6.900 Mitarbeiter:innen geworden. Geblieben ist die Familie – und der Zusammenhalt, der pfenning bis heute ausmacht. Den runden Geburtstag nehmen wir als Anlass, einen Blick in die Vergangenheit zu wagen – begleiten Sie uns gerne dabei. Vor 90 Jahren beginnt die Geschichte von pfenning … JAHRE LOGISTIKEXPERTISE

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